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Der Outcome-First Apprenticeship-Fund – Outcomesbasierte Arbeitsmarktintegration für Geflüchtete

Gerade junge Geflüchtete fallen am Übergang von der Schule in den Beruf besonders häufig durchs Raster. Sie kämpfen mit sprachlichen, rechtlichen und sozialen Hürden und treffen auf ein stark verfahrensorientiertes System. Die gemeinnützige Initiative JOBLINGE unterstützt seit 2008 arbeitslose junge Menschen beim Einstieg in Ausbildung – mit Vermittlungsquoten von bis zu 80 Prozent und einer kumulierten Nachhaltigkeitsquote[1][2] von 84 Prozent seit Gründung der Initiative.

Seit 2016 richtet sich das eigens entwickelte Kompass-Programm gezielt an junge Geflüchtete. Auch in den regulären Programmen gibt es spezielle Module für diese Zielgruppe. An rund 30 Standorten bundesweit steht individuelle Förderung im Fokus: 1:1-Mentoring, praxisnahe Berufsorientierung, digitale Kompetenzen und Ausbildungsbegleitung – getragen von einem aktivierenden und potenzialorientierten Ansatz. Viele dieser wirksamen Bausteine, etwa Mentoring, MINT-Angebote oder kulturelle Teilhabe, werden durch öffentliche Mittel jedoch nicht oder nur unzureichend finanziert. Dadurch entsteht eine durchschnittliche Finanzierungslücke von rund 1.400 Euro pro Vermittlung.

Um diese Lücke systematisch zu schließen, haben JOBLINGE und The Human Safety Net (Generali) den Outcome-First Apprenticeship Fund (OFAF) entwickelt – einen philanthropisch orientierten Outcome-Fund, der neue Wege in der Wirkungssteuerung und Mittelvergabe geht. Zugleich ist der Fund für die beiden Partner ein wichtiges Leuchtturm-Projekt, um zu zeigen wie erfolgreiche Arbeitsmarktintegration für junge Geflüchtete gelingen und gemeinsam finanziert werden kann.

© The Human Safety Net

Outcomes statt Inputs: Der OFAF-Ansatz

Kernidee des OFAF ist eine einfache, aber wirkungsvolle Logik: Finanziert wird nicht die Teilnahme, sondern der nachgewiesene Vermittlungserfolg. Erst wenn ein:e Teilnehmer:in erfolgreich in eine Ausbildung vermittelt wurde, kann der entsprechende JOBLINGE-Standort Mittel aus dem Fund abrufen. Der Prämienabruf erfolgt zentral und gebündelt – zweimal jährlich, anhand klar definierter, standardisierter Kriterien. Als etablierte Initiative mit über 17 Jahren Erfahrung ist JOBLINGE dabei in der Lage, in Vorleistung zu gehen, denn eine Outcome-Finanzierung stellt Organisationen immer auch vor Fragen der Finanzierung von z.B. Anfangskosten.

Der Fund vergütet im Erfolgsfall also gezielt jene für eine erfolgreiche Vermittlung entstandenen Kosten, welche den Standorten bundesweit durchschnittlich entstehen (z.B. für innovative Ansätze, das 1:1-Mentoring oder eine MINT-Qualifizierung). Diese nachweislich zentralen Faktoren für eine erfolgreiche Integration werden bei der öffentlichen Förderung arbeitsmarktbezogener Maßnahmen oft gar nicht oder nur unzureichend berücksichtigt. Auch hier soll durch den OFAF gezeigt werden, welche Vorteile aus Sicht des Staates in einer veränderten Finanzierungslogik liegen: Die Steuerung vom Ziel her anstatt über die Vorgabe starrer Kriterien ermöglicht Innovation und Flexibilität in den Programmen.

Öffentliche Mittel outcome-basiert hebeln

Der OFAF ersetzt keine staatlichen Mittel, sondern ergänzt sie gezielt dort, wo Wirkung entsteht, aber öffentliche Förderung endet. Die Grundstruktur der JOBLINGE-Programme wird weiterhin durch öffentliche Mittel (ca. 60% des jährlichen Budgets) vor allem auf kommunaler Ebene (Jobcenter, Agentur für Arbeit) sowie teilweise aus Landesprogrammen finanziert. Der Fund wirkt als strategischer Hebel, um diese Struktur wirkungsvoller zu machen und hebelt so laut den Berechnungen der Initiatoren bis zu 2.1 Mio. € an öffentlichen Geldern bis Ende 2025. Zugleich demonstriert der Fund, wie Mittel im Bereich der Arbeitsmarktintegration outcome-basiert ausgegeben werden können – ein Feld, in dem vor allem öffentliche Mittel nach wie vor auf Basis starrer Input-Kriterien vergeben werden.

© Joblinge e. V.

Das Ergebnis für JOBLINGE: Gesicherte Qualität, mehr Planungssicherheit und dadurch mehr Spielraum bei lokalen Besonderheiten. Bundesweit können JOBLINGE-Standorte gezielt auf die Prämienmittel zugreifen – als Hebel und Verstärker für bestehende Finanzierungsmodelle. Bis 2026 sollen rund 1.000 Geflüchtete mithilfe des OFAF erfolgreich in Ausbildung vermittelt werden. Die OFAF-Community steht dabei auch weiteren Förderpartner:innen offen, die in soziale Wirkung investieren wollen – ohne Umwege, aber mit klar messbaren Ergebnissen. Mit diesem Ziel haben seit Aufsetzen des Funds mehrere Stiftungen zusätzliche Fördermittel in den OFAF gegeben.

„Der OFAF ermöglicht es uns, unsere Programme auch dort aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln, wo öffentliche Förderstrukturen nicht ausreichen. Er macht Wirkung sichtbar – und zugleich finanzierbar.“

Jan Boskamp, Director Collective Impact, JOBLINGE

Ein Impuls für outcome-basierte Arbeitsmarktintegration

Der Outcome-First Apprenticeship Fund (OFAF) schließt nicht nur eine Finanzierungslücke – er steht auch exemplarisch für eine veränderte Finanzierungslogik, welche sich JOBLINGE und Generali / The Human Safety Net auch im öffentlichen Sektor wünschen: Statt Mittel pauschal nach Maßnahmendauer oder Teilnehmendenzahlen zu vergeben, werden gezielt erreichte Ergebnisse finanziert – konkrete Ausbildungsperspektiven für junge Menschen mit Fluchterfahrung.

„Mit dem OFAF wollen wir zeigen, dass outcomes-basierte Förderung auch ohne komplexe und teure Strukturen auskommen kann. Perspektivisch wünschen wir uns, dass die öffentliche Hand stärker in die Rolle des „Outcome Payers“ hineinwächst – also dann zahlt, wenn Integration tatsächlich gelingt. Private Partner wie Generali könnten in einem solchen Modell künftig auch die Vorfinanzierung übernehmen und so gemeinsam mit dem Staat tragfähige Strukturen für eine neue Generation sozialer Förderung schaffen. “

Patrick Hoffmann, Head of Public Affairs and Social Responsibility, Generali Deutschland

Dass sich diese Wirkung auf individueller Ebene auch volkswirtschaftlich rechnet, zeigen Berechnungen von JOBLINGE aus dem Jahr 2015: Aus Perspektive des Staates rechnet sich das Investment ins JOBLINGE-Programm im Vergleich zu anhaltender Arbeitslosigkeit zeitnah: Bereits nach rund 3,25 Jahren ist der Break-even erreicht, weil Steuer- und Sozialbeiträge die Programmkosten übersteigen. Nach zehn Jahren lässt sich ein volkswirtschaftlicher Return von über 139.000 pro nachhaltige Vermittlung zeigen[3]. Gerade in Zeiten knapper Haushaltsmittel und wachsender sozialer Herausforderungen bietet der OFAF einen praxisnahen Ansatz, wie die öffentliche Finanzierungslogik wirkungsorientierter gestaltet werden kann.


Mehr Informationen zum OFAF und zur Beteiligung an der OFAF-Community erhalten Sie bei Patrick Hoffmann (patrick.hoffmann@generali.com) & Jan Boskamp (jan.boskamp@joblinge.de).

Der Outcome-First Apprenticeship Fund (OFAF)

  • Initiator:innen: JOBLINGE & The Human Safety Net (Generali)
  • Zielgruppe: Junge Geflüchtete (17–27 Jahre), v.a. mit niedrigem Bildungsabschluss
  • Förderlogik: Prämienauszahlung erst nach erfolgreicher Ausbildungsplatzvermittlung
  • Kostenstruktur: Ø 3.500 € pro Vermittlung (davon Ø 1.400 € durch OFAF)
  • Finanzierungsstruktur: Keine externe Vorfinanzierung, sondern nachgelagerte Auszahlung
  • Ziel bis 2026: 1.000 vermittelte Geflüchtete, 1,4 Mio. € Gesamtbudget

© The Human Safety Net & Joblinge e. V.

[1] Die Nachhaltigkeitsquote misst die Anzahl der vermittelten Teilnehmenden, die sechs Monate nach Ausbildungsstart noch in Ausbildung sind

[2] Für mehr Infos und Hintergründen: https://www.joblinge.de/presse/

[3] Berechnung aus dem Jahr 2015 – mit erhöhten Regelsätzen im Bürgergeld sowie unter Einbezug v. Inflation ist von jew. höheren Werten bei Kosten und Ersparnissen auszugehen. Quelle: Höpfer, R. (2015): Die JOBLINGE-Initiative – eine volkswirtschaftliche Betrachtung, in: Funk, R./Hummel, N. (Hg.): Tagungsband zu 11. Wiesbadener Gesprächen zur Sozialpolitik: Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit – Das Erfolgsmodell der JOBLINGE (FAZ Buch), S.252-262.