Was ist Co-Creation?
Im Rahmen der Dritten Mission (auch: Third Mission) wissenschaftlicher Einrichtungen gewinnt die Kollaboration mit anderen gesellschaftlichen Sektoren und Partner:innen an Bedeutung. Ansätze, die die Innovationskraft aller gesellschaftlichen Bereiche anerkennen, betonen zunehmend das Potenzial dieser Zusammenarbeit. So bringen die verschiedenen Bereiche ihre spezifischen Wissensbestände, Kompetenzen und Handlungsspielräume in die Zusammenarbeit ein.
International hat sich für die kollaborative, partizipative Ausgestaltung von Innovationsprozessen – und Prozessen sozialer Innovation im Besonderen – der Begriff der Co-Creation etabliert. Die Bedeutung von Co-Creation für die Transferarbeit wissenschaftlicher Einrichtungen, die sich an der Third Mission orientiert, wurde so auch im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Netzwerks Wissenschaft der Plattform für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen im Dezember 2023 durch die Teilnehmenden ausdrücklich betont. Mit dem ersten Hot Topic Workshop der Plattform erhielt dieses Thema nun entsprechende Aufmerksamkeit.
Co-Creation Merkmale in der Forschung zu Sozialen Innovationen
- Co-creation as a participative, cross-sectoral approach to social innovation processes
- With links to Responsible Research & Innovation (RRI) and policymaking in Science, Technology & Innovation (STI) (Deserti et al. 2020)
- Closely linked to the concept of Social Innovation (Meister Broekema et al. 2023)
- Increasing relevance of cross-sectoral collaboration in social innovation labs in Germany (Bauer et al. 2022)
Co-creation in (social) innovation processes in the context of transfer and third mission means interaction and opening up academia to society
Deserti et al. 2019, p. 90
In a process of mutual fertilisation, different sectors and stakeholders interact and combine their knowledge resources from lays as well as experts. Their aim is to create innovative solutions in order to conquer new and old problems and to tackle the structural problem of managing the implementation phase of policies
Real & Schmittinger 2022, p. 14
Co-creation is “a non-linear process that involves multiple actors and stakeholders in the ideation, implementation and assessment of products, services, policies and systems with the aim of improving their efficiency and effectiveness, and the satisfaction of those who take part in the process.
Expert:innenbeiträge: Videos und Speaker:innen
Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen in der Beforschung von Co-Creation-Prozessen wurden hierzu zwei Expert:innen aus der deutschen und internationalen wissenschaftlichen Community eingeladen, ihre Arbeit in Forschung und Praxis der Co-Creation von Sozialen Innovationen zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Im ersten Hot Topic Workshop entwickelte sich unter 25 Teilnehmenden wissenschaftlicher Einrichtungen eine intensive, oftmals sehr praxisorientierte Diskussion.
Nach einer kurzen Einführung in das Thema und den Hintergrund des Hot Topic Workshops durch PD Dr. Christoph Kaletka und Katrin Bauer leitete Daniel Krüger (alle TU Dortmund und Team Wissenschaft der Plattform) in die Impulsvorträge von Dr. Mónica Edwards-Schachter (VIU – Universidad Internacional de Valencia) und Prof. Dr. Andreas Schröer (Universität Trier) über. Dr. Mónica Edwards-Schachter lenkte den Blick zunächst auf das Konzept von Co-Creation sowie die Bedeutung von Partizipation und ergänzte vielfältige praktische Erfahrungen aus ihrer langjährigen Arbeit.
Prof. Dr. Andreas Schröer setzte Schwerpunkte auf Co-Creation in Social Innovation Labs und konkretisierte diese mit Forschungsergebnissen und praktischen Erfahrungen aus der Arbeit von Social Innovation Labs in Darmstadt, Trier und im europäischen Ausland.
Diskussion: Wie kann Co-Creation im Kontext wissenschaftlicher Einrichtungen gelingen?
Die lebhaften Diskussionen im Anschluss erörterten vor allem die Frage, wie Co-Creation im Kontext wissenschaftlicher Einrichtungen gelingen kann. Offen blieb zunächst, wie Hochschule als Ganzes mobilisiert werden kann, um Soziale Innovationen durch mehr und partizipativere Co-Creation-Prozesse zu fördern. Dabei wurde besonders die Rolle der Kultur in wissenschaftlichen Einrichtungen und des sich daraus speisenden Willens zu Beiträgen zu Sozialer Innovation hervorgehoben. Auch der wachsende Wettbewerb zwischen verschiedenen Einrichtungen könnte ein Hemmnis für gemeinsame Co-Creation sein. Vor diesem Hintergrund müssten interne Strukturen wissenschaftlicher Einrichtungen stärker auf die Beteiligung an Co-Creation ausgerichtet werden. Letztlich könnten diese eine Schlüsselrolle einnehmen. Analog dazu wurde auch die Bedeutung eines Third Space aufgegriffen, die Prof. Dr. Andreas Schröer in seinem Beitrag einführte: ein Ort, an dem unterschiedliche Gruppen aus den Einrichtungen und der Gesellschaft zusammenkommen könnten – von Forschenden über Lehrende und Transfermitarbeitende bis hin zu Studierenden und Akteur:innen aus der Gesellschaft, darunter organisierte Zivilgesellschaft wie auch einzelnen Bürger:innen oder Unternehmen bis hin zu Zielgruppen von Sozialen Innovationen.
Die Partizipation von Zivilgesellschaft in Co-Creation-Prozessen, an denen wissenschaftliche Einrichtungen beteiligt sind, warf letztlich spannende Fragen auf:
- Wie kann die Zivilgesellschaft über punktuelle und teils einmalige Beteiligungsformate hinaus langfristig einbezogen werden?
- Wie kann die notwendige Diversität der Beteiligten in Co-Creation-Prozessen sichergestellt werden?
- Wie werden Lösungen unter Einbezug der Zivilgesellschaft langfristig etabliert?
Dabei wurde die Bedeutung eines frühzeitigen Einbezugs von Netzwerken betont und die Relevanz von Kompetenzen diskutiert, die für den Erfolg von Sozialen Innovationen entscheidend sind. Häufig hätten beispielsweise Hochschulen in der Transferarbeit eher Kompetenzen für die Förderung von Unternehmensgründungen im Allgemeinen etabliert, ohne dabei die spezifischen Bedarfe von zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüssen oder gemeinwohlorientierten Unternehmen in den Fokus zu rücken.
Die Diskussion konzentrierte sich auf den Einbezug anderer Sektoren in Prozesse, die durch wissenschaftliche Einrichtungen angestoßen werden. Damit wurde gleichzeitig die Frage betont, inwieweit Transfer sozialer Innovationen nicht nur unidirektional aus wissenschaftlichen Einrichtungen in die Gesellschaft gelingen kann, sondern auch durch andere gesellschaftliche Bereiche angestoßen werden und durch wissenschaftliche Einrichtungen in Co-Creation auf Augenhöhe mit Politik und Verwaltung sowie Zivilgesellschaft und Wirtschaft gängige Praxis werden kann.
Call-to-Action: Impulse, Fragen oder Anregungen?
Anschließend an diesen intensiven Austausch wird das Team Wissenschaft der Plattform für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen Raum für eine Fortführung der Diskussionen im Rahmen zukünftiger Veranstaltungen bieten. Wer auf kurzem Wege eigene Impulse, Fragen und Anregungen für die weitere Entwicklung des Netzwerks beitragen möchte, muss nicht auf die nächsten Veranstaltungen warten, sondern kann dies auch unter folgendem Link tun:
(Die Umfrage ist englischsprachig, um auch den internationalen Teilnehmer:innen des Workshops eine Mitwirkung zu ermöglichen)