Die ReDI School of Digital Integration (ReDI) bietet kostenfreie IT- und Digitalkurse für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte sowie andere benachteiligte Gruppen, um ihnen durch digitale Bildung, Mentoring und Unternehmensnetzwerke den Einstieg in Arbeit oder Ausbildung zu erleichtern. Seit 2017 arbeitet ReDI mit der Stadt München in einem besonderen Fördermodell zusammen: Über das Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm (MBQ) werden Personalstellen nach TV-L im Rahmen sogenannter freiwilliger Leistungen finanziert, gekoppelt an gemeinsam vereinbarte Zielzahlen zu Teilnehmenden.
Ein Modell jenseits klassischer Förderwege
Das Fördermodell zwischen der Stadt München und der ReDI School unterscheidet sich deutlich von klassischen Verfahren der Arbeitsmarktförderung. Statt eine Maßnahme mit festgelegten Inhalten, Laufzeiten und Nachweispflichten zu finanzieren, werden bei ReDI gezielt Personalstellen gefördert. Sachkosten werden nicht übernommen. Die Organisation erhält damit Freiraum, ihre Lehr- und Betreuungsangebote flexibel an den Bedarf der Teilnehmenden anzupassen. Es handelt sich nicht um eine Vollfinanzierung, sondern um eine Art Strukturförderung, die Handlungsspielräume eröffnet und Innovation ermöglicht. Gesteuert wird über vereinbarte Zielzahlen zu Teilnehmenden – also output-, nicht input-orientiert. Das Modell setzt auf Kooperation und Vertrauen zwischen Verwaltung und Träger, statt auf starre Vorgaben und formale Kontrolle.
Besonders ist, dass sich die Stadt bewusst auf einen jungen Träger eingelassen hat, der nicht alle formalen Voraussetzungen wie lange Referenzlisten oder Zertifizierungen erfüllt. Die Zusammenarbeit erfolgt auf Augenhöhe, mit Offenheit für neue Formate und realistischen Zielsetzungen. Diese Haltung ist nicht selbstverständlich: In vielen Kommunen scheitern kleinere soziale Träger am Einstieg in öffentliche Förderung, weil Strukturen, Erfahrungen oder Eigenmittel fehlen. München hat hier bewusst die üblichen Hürden abgesenkt, um eine wirksame, digital ausgerichtete Lösung zu ermöglichen.

ReDI Talent Summit am 21.07. im Munich Urban Colab © Tamas Sinko
Einstieg über das städtische Beschäftigungsprogramm
Die Zusammenarbeit begann 2016 auf Initiative der Stadt. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft ging aktiv auf ReDI zu. Über das MBQ wurde eine Fördermöglichkeit geschaffen, die der Stadtrat beschließen musste. Grundlage ist eine Zielvereinbarung, etwa über die Zahl der jährlich zu schulenden Teilnehmenden. Die vereinbarten Ziele wurden in den ersten Jahren deutlich übertroffen – teilweise erreichte ReDI mehr als 500 Teilnehmende pro Jahr, obwohl anfangs mit 150 gerechnet wurde.
„Unser Modell funktioniert nur, weil uns die Stadt München als echter Partner auf Augenhöhe begegnet – mit Offenheit, Vertrauen und realistischen Zielsetzungen. Das ist alles andere als selbstverständlich für ein junges Sozialunternehmen.“
— Birgit Köbl, Leitung Standort München, ReDI School
Mehrwert für die Stadt
Aus Sicht des MBQ bringt die Kooperation mit ReDI viele Vorteile:
- ReDI erweitert das städtische Bildungsangebot um agile, digital ausgerichtete Formate
- Besonders schwer erreichbare Gruppen, etwa geflüchtete Frauen, konnten erfolgreich aktiviert werden
- Die Programme fördern nicht nur Qualifikation, sondern stärken auch Selbstbewusstsein und Zugehörigkeit
- Durch die Zusammenarbeit konnte sich die Stadt bei nationalen und europäischen Programmen profilieren, etwa beim Eurocities Award
„Wir schätzen an der ReDI School insbesondere ihre innovativen Ansätze, den Fokus auf die IT-Branche und die Fähigkeit, eine starke Community zu schaffen, in der Engagement von Unternehmen, IT-Fachkräften sowie Ehrenamtlichen wirkungsvoll eingebunden wird.“
— Dr. Petra Schütt, Leiterin MBQ, Kommunale Beschäftigungspolitik und Qualifizierung
Hürden für Skalierung und Verstetigung
Trotz des Erfolgs bleibt das Modell in München bislang eine Ausnahme. Eine Übertragung in andere Städte gestaltet sich schwierig:
- Viele Kommunen haben keine passenden Förderstrukturen für nicht-standardisierte Angebote
- „Not-invented-here“-Denken erschwert die Übernahme von außen entwickelten Konzepten
- Förderungen über Jobcenter sind an enge gesetzliche Vorgaben gebunden und schwer mit wirkungsorientierten Zielen zu verbinden
- Kleinere Sozialunternehmen ohne stabile Netzwerke oder Rückhalt in der Verwaltung haben es besonders schwer, in öffentliche Förderung aufgenommen zu werden

ReDI Talent Summit am 21.07. im Munich Urban Colab ©Tamas Sinko.
Die Kooperation zwischen der ReDI School und der Stadt München ist ein Beispiel für innovative kommunale Zusammenarbeit: gezielte Personalstellenförderung, gekoppelt an gemeinsame Zielvereinbarungen, Offenheit für neue Partner:innen und Verzicht auf starre Standardanforderungen. Sie zeigt, dass Kommunen wirksame Lösungen fördern können, wenn sie bereit sind, Strukturen flexibel anzupassen – und dass dies für kleine Sozialunternehmen oft entscheidend ist.


Ansprechpartner:innen
Birgit Köbl
Head of Munich Location, ReDI School of Digital Integration
birgit@redi-school.org
www.redi-school.org/munich
Dr. Petra Schütt
Leiterin MBQ, Kommunale Beschäftigungspolitik und Qualifizierung
Referat für Arbeit und Wirtschaft
Website MBQ: www.muenchen.de/mbq
