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Nachhaltiger Konsum & Sharing Economy

2. Dezember 2024

Weihnachten und die Feiertage zum Jahresende sind für viele eine Zeit der Freude, des Zusammenkommens und des Schenkens. Doch es gibt auch Schattenseiten: Überkonsum, viele Verpackungen und ein hoher Ressourcenverbrauch. Oft geht die Weihnachtszeit mit hektischen und übermäßigen Einkäufen von Geschenken einher, anstatt Ruhe und Besinnlichkeit zu bescheren. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Im Jahr 2023 gaben die Menschen in Deutschland 507,10 Euro pro Kopf für Weihnachtsgeschenke aus. Dabei wächst die Bedeutung des Online-Handels im Weihnachtsgeschäft stetig (die Prognose für 2024 liegt bei 17,7%) und damit nimmt auch der Verbrauch an Verpackungen zu. Das Abfallvolumen steigt in dieser Zeit um geschätzte 20-30%, viele der Geschenke landen aber nach kurzer Zeit im Müll oder ungenutzt im Schrank. Wie können wir es besser machen, nachhaltiger oder sogar weniger kaufen und dafür mehr teilen? 

 

Was ist eigentlich nachhaltiger Konsum?  

Nachhaltiger Konsum bezeichnet einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit Ressourcen, der sowohl die Umwelt als auch die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt. Es geht darum, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, indem wir weniger konsumieren, langlebigere Produkte kaufen und insgesamt bewusster mit den Gütern umgehen, die wir täglich nutzen: 

  • Reduzierung von Abfällen: Mehrwegprodukte, wie Stoffbeutel, wiederverwendbare Flaschen oder Mehrwegsysteme wie Recup tragen dazu bei, Einwegverpackungen zu verringern. 
  • Kauf von fair gehandelten Produkten: Fairtrade-Produkte mit Siegel garantieren, dass die Produzent:innen fair entlohnt werden und unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten. 
  • Weniger Produkte mit besserer Qualität: Statt Fast Fashion zu kaufen, die oft unter schwierigen Arbeitsbedingunen produziert wird und schnell im Müll landet, ist es sinnvoller, qualitativ hochwertigere und langlebigere Kleidung aus regionaler Herstellung zu tragen. In Second-Hand-Läden oder auf Flohmärkten, Plattformen wie Vinted und Kleidertausch-Events gibt es oft preisgünstigere bzw. kostenfreie Angebote. Selbst Designerkleider zu speziellen Anlässen wie Silvester oder Hochzeiten, die man nur selten trägt, können bei Unternehmen wie dresscoded.com geliehen werden.

Mehr Infos zu nachhaltigem Konsum gibt es beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

© unsplash

Soziale Innovationen: Upcycling & Kreislaufwirtschaft 

Während nachhaltiger Konsum auf die Verhaltensänderung des Einzelnen abzielt, schaffen Soziale Innovationen die Rahmenbedingungen, um nachhaltiges Handeln zu erleichtern. Hier findet ihr einige Beispiele für Soziale Innovationen im Bereich nachhaltiger Konsum: 

  • Upcycling-Initiativen: Statt alte Gegenstände wegzuwerfen, werden sie durch kreative Prozesse wiederverwendet und aufgewertet. Initiativen wie Repair-Cafés für Fahrräder oder Textilien bringen Menschen zusammen, um kaputte Kleidung oder defekte Geräte zu reparieren, anstatt sie neu zu kaufen. 

Ab dem 17.9.2024 startet das Land Berlin den ReparaturBONUS, ein neues Förderprogramm für die Reparatur von Elektrogeräten aus Privathaushalten. Mit diesem Bonus wird die nachhaltige Nutzung von Geräten gefördert und wertvolle Ressourcen geschont. Berliner:innen können den Bonus ganz einfach online beantragen.

  • Kreislaufwirtschaft / Circular Economy: In der Kreislaufwirtschaft wird der natürliche Stoffkreislauf zum Vorbild genommen. Unternehmen entwickeln Produkte so, dass sie nach ihrer Nutzung recycelt oder wiederverwendet werden können. Das Ziel ist es, die Lebensdauer von Materialien zu maximieren und möglichst wenig bis gar keinen Abfall dabei zu produzieren (Zero Waste).   

Beispiel Patagonia

Das Outdoor-Bekleidungsunternehmen hat sein Geschäftsmodell auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ausgerichtet. Es bietet Reparaturdienstleistungen für seine Produkte an und recycelt alte Kleidung, um neue Produkte herzustellen. So wird nach Aussagen des Unternehmens über 98% der Kollektion mit recycelten Materialien wie Polyester, Nylon, Daunen oder Baumwolle hergestellt. Patagonia hat dabei das Ziel, die Verwendung erneuerbarer und recycelter Materialien auf 100% zu erhöhen. Durch die Verwendung von Synthetik- und Naturfasern aus Präkonsum- und Postkonsumabfällen beschränkt Patagonia seine Abhängigkeit von Rohstoffen und reduziert Kohlenstoffemissionen.

Mit der Kampagne „buy less, demand more” zeigt Patagonia, wie Verbraucher:innen aktiv dazu beitragen können, die Textilindustrie – die 10% zur Umweltverschmutzung beiträgt – zu verändern, zum Beispiel durch Forderungen wie: die Verwendung von Hanf, Naturkautschuk oder Bio-Baumwolle (weniger als 1% der Baumwolle weltweit stammt aus biologischen Anbau), Recycling von Materialien zur Produktion von Fasern (weltweit weniger als 10%) oder die Unterstützung von Fair Trade.

Alle Gewinne von Patagonia fließen zudem in die Bekämpfung der Klimakrise. Das funktioniert so: 100 % der stimmberechtigten Anteile des Unternehmens gehen an den Patagonia Purpose Trust, dessen Boardmitglieder setzen sich für den Schutz der Unternehmenswerte von Patagonia (Qualität, Integrität, Umweltschutz, Gerechtigkeit) ein. 100 % der nicht stimmberechtigten Anteile gehen an das Holdfast Collective, eine gemeinnützige Organisation, die sich dafür einsetzt, die Umwelt- und Klimakrise zu bekämpfen und die Natur zu schützen.

Wenn ihr mehr zu Kreislaufwirtschaft oder Cradle to Cradle lesen möchtet, dann könnt ihr das unter diesem Link.

  • Sharing Economy: Die Ziele des gemeinschaftlichen Konsums sind neben Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch bessere Kapazitätsauslastung, geringerer Ressourcenverbrauch, Pflege sozialer Kontakte und Monetarisierung ungenutzen Potenzials. Wohnungs-Plattformen oder Carsharing-Dienste ermöglichen es, Ressourcen effizienter zu nutzen, indem sie den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen teilen, anstatt sie zu besitzen. Fahrradverleihsysteme wie Swapfiets, E-Scooter und Carsharing-Apps haben in vielen Städten eine umweltfreundlichere Alternative zum (eigenen) Auto geschaffen. Da besonders die Sharing Economy in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, schauen wir hier etwas genauer hin. 

Sharing Economy 

Die Sharing Economy wird durch die Beteiligung verschiedener Akteure ermöglicht, wie zum Beispiel Einzelpersonen, Non-Profit-Organisationen, reguläre Unternehmen und viele mehr. Grundsätzlich lassen sich folgende Arten der Sharing Economy bezüglich der daran beteiligten Personen unterscheiden:  

  • B2B (Business-to-Business): Ein Unternehmen besitzt Güter, das es anderen Unternehmen zur Verfügung stellt wie Büroflächen, Geräte oder Fahrzeuge.
  • B2C (Business-to-Consumer): Ein Unternehmen besitzt Güter, das es an Privatpersonen weitergibt wie Carsharing oder Co-Working-Spaces.
  • P2P (Peer-to-Peer): Privatpersonen verkaufen, tauschen, verleihen, vermieten oder teilen ihr Eigentum mit anderen Privatpersonen, während ein Unternehmen die Plattform zur Verfügung stellt. Zu diesem Modell gehören Tauschbörsen, Secondhand-Plattformen oder Mitfahrgelegenheiten. 

Es gibt weitere Modelle wie Genossenschaften, Open-Source-Bibliotheken wie Wikipedia oder Foodsharing um nur einige zu nennen. Einen guten Überblick über die Sharing Economy, aber auch Kritik wie fehlende Regulierungen bietet die Gründerplattform.

Online-Talk „Kunz + Kompliz:innen” zu
Kollaboratives Wirtschaften und der Konsum von morgen

Am 11.12. von 16.30-17.30 Uhr spricht Norbert Kunz mit dem Experten Jonas Pentzien vom IÖW

Nachhaltige Feiertage

Welche Möglichkeiten gibt es nun also, Feste und feierliche Anlässe so zu gestalten, dass die Umwelt weniger leidet, die Gesellschaft mehr profitiert und wir bewusster konsumieren? 

  • Nachhaltige Geschenke: Wählt Produkte, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden und eine lange Lebensdauer haben, zu finden unter anderen bei GoodBuy. Das können fair gehandelte Waren, Upcycling-Produkte oder handgemachte Artikel von lokalen Hersteller:innen sein. Auch immaterielle Geschenke wie Zeit mit den Liebsten, ein selbstgekochtes Abendessen oder gemeinsame Erlebnisse sind schöne Alternativen. Inspirieren lassen könnt ihr euch unter anderem hier: Zeit statt Zeug 
  • Umweltfreundliche Verpackung: Anstelle von herkömmlichem Geschenkpapier, das nach dem Auspacken meist direkt im Müll landet, können alte Stoffreste, wiederverwendbare Tücher (z.B. Furoshiki) oder recycelbare Materialien wie Zeitungspapier verwendet werden. Kreative Verpackungen verleihen den Geschenken eine persönliche Note und reduzieren den Müll. Hier könnt ihr es anschauen und ausprobieren.
  • Bewusstes Schenken: Statt viele kleine Geschenke zu kaufen, ist es oft sinnvoller, sich auf weniger und qualitativ wertvollere Geschenke zu konzentrieren. Vielleicht verschenkt ihr auch Wissen wie dem Schnupperkurs der Stadtbienen und unterstützt somit Bienenvielfalt und ein gesundes Ökosystem. Oder ihr wichtelt und beschenkt somit nicht jede:n? Dazu kann man den Einkaufsstress in ein Spiel wandeln und mit Schrottwichteln Sachen wiederverwenden. Ich persönlich verschenke oft Bücher weiter, die ich gelesen habe und besonders gut oder inspirierend fand. So hat man vielleicht sogar die Gelegenheit über das Gelesene zu sprechen und Gedanken auszutauschen!  
  • Spenden statt Schenken: Anstatt Geschenke zu kaufen, kann man Geld oder Gegenstände wie Bücher / Kleidung auch an gemeinnützige Organisationen spenden zum Beispiel an Oxfam. Spendenaktionen, bei denen das gesparte Geld für soziale und ökologische Projekte verwendet wird, sind eine gute Möglichkeit, den Konsumdruck zu reduzieren und gleichzeitig einen positiven Beitrag zu leisten. 
Fahrrad mit Wassermelonen Reifen und einem bunten Obst Bild im Hintergrund.
© Cristina Gottardi, Unsplash

Fürs Auge: Ein Weihnachtsbaum muss nicht jedes Jahr neu gekauft und nach wenigen Wochen entsorgt werden. Eine Alternative sind Miet-Weihnachtsbäume, die nach dem Fest zurückgegeben und weitergepflegt werden. Auch ein dauerhaft gepflanzter Baum im Garten kann zur neuen Tradition werden. Oder man wählt einen wiederverwendbaren Weihnachtsbaum aus Holz.

Essen ist Liebe: Das geliebte Weihnachtsessen ist eine tolle Gelegenheit auf regionale und saisonale Lebensmittel setzen und klassische Gerichte wie die Weihnachtsganz durch vegetarische oder vegane Alternativen zu ersetzen. Mit der App To Good To Go findet man Lebensmittel und Speisen zu einem reduzierten Preis und rettet sie somit vor dem Wegschmeißen. Oder man führt seine Lieben in ein Restaurant aus wie das Zero-Waste-Restaurant Frea in Berlin oder Heavens Kitchen in Stuttgart. Weitere Tipps und Wissen wie Soziale Innovationen unser Ernährungssystem verändern gibt es in dem Blogpost Essen hat Impact.

Liebe geht durch den Magen!

sehr bekannt

Sharing is caring

Nachdem wir hier also ein paar Beispiele zum nachhaltigen Konsum vorgestellt und Sharing Economy sowie Kreislaufwirtschaft kurz angeschnitten haben, schlage ich jetzt den Lichterbogen zu Weihnachten. Keine andere Zeit hat, positiv betrachet, so viel Potenzial zum Teilen, zum Geben und zum Reflektieren. Und wer weiß: Vielleicht entsteht aus einem Versuch auch ein Wunsch oder Ziel für das nächste Jahr? Hier habe ich für euch noch ein paar konkrete Impulse zum Teilen gesammelt:

  • Von eurer Weihnachtsfeier bleiben Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern, Backwaren oder verpackte Weihnachtsmänner übrig? Dann lasst es der Tafel zukommen
  • Ihr wollt mit eurem Unternehmen zu Weihnachten für den guten Zweck spenden und Hilfsprojekte unterstützen? Viele Spendenaktionen zu unterschiedlichsten Bedarfen gibt es auf der Online-Spendenplattform betterplace.org
  • Eurer Neujahrsvorsatz ist mehr Nachhaltigkeit? In lokalen Netzwerken wie Zerowaste München oder rehab republic findet ihr Ideen, Events und Möglichkeiten zum Kleidertausch oder Verwertung geretteter Lebensmittel! 

Wir wünschen euch erfüllte und ruhige Feiertage!

Constanze Heber, Frau mit roter Bluse lächeln und Recup-Becher vor heller Wand

Constanze Heber

Kommunikation bei der SIGU-Plattform