Am 24. und 25. Oktober fand die Kongressmesse der Sozialwirtschaft ConSozial unter dem Motto „Innovation x Sozial. Miteinander nach vorn“ in Nürnberg statt. Marcus König – Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg – sagte gleich zur Eröffnung:
Gerhard Timm – Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege – lobte die neue Strategie für Soziale Unternehmen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen als gut. Im Gespräch mit Ulrike Scharf – Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales – wurden aber auch die Voraussetzungen für einen starken Sozialstaat und ein gemeinsames Miteinander betont: finanzielle Ressourcen besonders in Zeiten der Unsicherheit sowie eine starke Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Zarah Bruhn – Beauftragte für Soziale Innovationen im Bundesministerium für Bildung und Forschung – stellte die Neuerungen der Strategie heraus:
Und diese Augenhöhe entsteht unter anderem durch ein Öffnen von Förderprogrammen auch für den Bereich der Sozialen Innovationen. Unsere Plattform wurde als ein Mittel zur digitalen Umsetzung der Strategie genannt. Aber nur durch ein akteursübergreifendes Handeln und ein #GemeinsamWirken können gesellschaftliche Probleme mit einem großen Hebel gelöst werden!
Das Plädoyer für mehr Miteinander und ein gemeinsames Wirken der unterschiedlichen Akteur:innen wie unter anderem Wohlfahrt, Social Entrepreneurship, Verwaltung, Forschung & Wissenschaft oder Ehrenamtliche prägte das Programm des Kongresses. Bei der Sozialwirtschaft ist vor allem der Fachkräftemangel, der sich durch den demographischen Wandel in der Zukunft noch zuspitzen wird, eine große Herausforderung.
In den Einrichtungen und Diensten der Wohlfahrtsverbände sind rund 1,9 Millionen Menschen hauptamtlich beschäftigt; schätzungsweise 3 Millionen leisten ehrenamtlich engagierte Hilfe in Initiativen, Hilfswerken und Selbsthilfegruppen.
Das soziale Miteinander wird aber gerade durch Sozialarbeiter:innen in der Berufseinstiegsbegleitung, in der Schulsozialarbeit, in Jugend-, Kinder- und Altenheimen geprägt – Berufe, die leider immer noch nicht finanziell und gesellschaftspolitisch genügend anerkannt sind.
Social Startups werden in der Öffentlichkeit dagegen als eher hip und technikaffin wahrgenommen. Das klang sowohl in der Eröffnungsrede von Zarah Bruhn auf der ConSozial als auch in mehreren Sessions seitens der Forschung an: Social Entrepreneurs erscheinen momentan als Problemlöser:innen – dabei sind sie nicht die einzigen, die Soziale Innovationen vorantreiben.
Das wurde auch in dem Interview mit Michael Wunsch und Birgit Heilig in Bezug auf ihr kürzlich erschienenes Buch „Soziale Innovationen. Lösungen, wie wir sie heute wirklich brauchen” deutlich. Diskutiert wurde unter anderem die Frage: „Wer bestimmt, welche Innovationen wir brauchen?” Die Antwort der Autor:innnen machte klar, dass Social Startups ein Baustein sind. Aber jede:r Akteur:in kann Soziale Innovationen verbreiten: Startups, Sozialwirtschaft, Verwaltung, Staat, konventionelle Unternehmen, Aktivist:innen.
Der Frage wie Wohlfahrt und Innovation zusammengehen, wurde im Gespräch auch nachgegangen. Die Sozialwirtschaft besitze ein enormes Potenzial, Soziale Innovationen voranzutreiben, da sie durch ihre 150 Jahre Erfahrung eine umfassende Kenntnis der Zielgruppe besitzt. Ein praxisnahes Beispiel ist die Diakonie Düsseldorf, die ein eigenes Büro für Soziale Innovationen betreibt. In der Session „Innovation im Netzwerk: Gemeinschaftliche Lösungsfindung für die komplexen Probleme unserer Zeit” stellten die beiden Referentinnen Annika Ulich – Geschäftsstellenleitung von DUCAH – Digital Center for Aging and Health e.G. und Katja Gast – Referentin Digitalisierung und Innovationen der Diakonie Deutschland – Projekte vor, wo Studierende unterschiedlichster Studienrichtungen digitale Prototypen gemeinsam entwickelten, die z. B. Menschen zum (Skat)Spielen zusammenbringen.
Das aktuelle Thema Künstliche Intelligenz war ebenfalls Inhalt des Kongressprogramms. Vor allem die Fragestellung „Wie kann KI in der Sozialen Arbeit oder im Bereich Social Entrepreneuship genutzt werden?” beschäftigt die Forschung, wie es in dem Vortrag zu „KI als Autor in der Fachkommunikation” von Prof. Robert Lehmann der Technischen Hochschule Nürnberg verständlich zur Sprache kam.
Im Innovationspark wurde von Brückensteine Careleaver (ein Projekt von Social Impact gGmbh) die App Cariboo und die KI-basierte Anwendung Leaving.Care.Ai vorgestellt, die sich momentan noch in der Pilotphase befindet. Cariboo bietet eine digitale Erweiterung des Unterstützungsangebots der Jugendhilfe, um den Leaving Care Prozess – das heißt, den Auszug junger Erwachsener aus der Jugendhilfe – zu erleichtern. Jugendliche können mithilfe der kuratierten Cariboo-Checklisten ihren Auszug eigenständiger planen. In der Cariboo Community – einem von Careleaver:innen gesteuerten Frage-Antwort-Pool – unterstützen junge Menschen einander rund um das Thema Leaving Care.
Im Rahmen des von der Social Impact gGmbH geförderten Projektes b.e.s.s.e.r. – Gründungsberatung für Menschen mit Behinderung – stellte Jasmin Darge ihre Yogaschule Karma Obskura vor, die bald in Nürnberg eröffnet wird. Auch wenn man der Gründerin ihre Behinderung nicht ansieht, hat sie – wie viele andere Menschen mit einer unsichtbaren Behinderung – mit vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen im Alltag zu kämpfen. Deswegen möchte sie mit ihrer Schule einen sicheren Ort für Menschen mit Burnout, Depression, ADHS, Traumafolgestörungen, Angststörungen, Anfänger*innen und fortgeschrittene Yoga-Praktizierende schaffen .
Wer mehr über die ConSozial erfahren will, dem/der empfehlen wir den Podcast der Messe.
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