Ein Interview mit Philipp Schwarz (Gründer von GovShare) von Katja Armbruckner (Gesellschaft der Ideen Begleitung, u-institut).
GovShare ist ein digitales Beratungsangebot, das sich gezielt an Kommunen richtet, um sie bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen. Die beiden Kernelemente von GovShare sind eine sortier- und filterbare Maßnahmentabelle und die Rubrik “Umsetzungshilfen” für jede einzelne dieser Maßnahmen. Das Angebot wurde in über 60 Gesprächen und Produkttests entwickelt und hilft Kommunen dabei, Klimaschutz-Lösungen schneller zu finden und Zeit bei deren Umsetzung zu sparen. Beim SIGU Forum Anfang April hatte der Ideengeber und Gründer der Plattform, Philipp Schwarz, im Themenraum “Staat & Verwaltung” Gelegenheit, GovShare einem interessierten und engagierten Publikum vorzustellen. Wir haben nicht nur gespannt den Vortrag verfolgt, sondern die Gelegenheit genutzt, um mit Philipp im Anschluss über seine unternehmerische Reise zu sprechen.
Katja: Hallo Philipp, vielen Dank, dass du dir kurz für unser Interview Zeit nimmst. Dein Vortrag kam sehr gut an und sehr viele Leute sind im Anschluss auf dich zugekommen.
Philipp: Vielen Dank. Ja, gerade kommen ganz unterschiedliche Menschen und Organisationen auf uns zu, nicht nur auf regionaler Ebene, sondern auch auf Bundes- und Länderebene. Außerdem hat sich herausgestellt, dass GovShare auch ein wichtiger Partner für Energieagenturen sein kann, die an einer Zusammenarbeit mit uns auch sehr interessiert sind.
Katja: Das hört sich toll an. Wo steht ihr aktuell in der Entwicklung des Unternehmens. Was sind eure größten Herausforderungen und was eure größten Erfolge?
Philipp: Das ist ein sehr komplexes Thema. Als wir bei Gesellschaft der Ideen angefangen haben, war GovShare ja wirklich nur eine Idee und dahinter steckte sehr viel ehrenamtliches Engagement. Eure Begleitung hat uns jedoch super geholfen. Ohne diesen ersten Kick würde es GovShare als Unternehmen heute wahrscheinlich nicht geben.
Nachdem aber diese erste Fördermaßnahme ausgelaufen war, habe ich eine*n Finanzierungspartner*in gebraucht und ab da haben wir uns dann Schritt für Schritt vorwärts gehangelt. Dafür musste auch die Idee stetig ausgearbeitet werden, weil potentielle kommunale Partner*innen natürlich erstmal fragen: „Wer ist denn schon dabei?“ Da geht es darum, Willige zu finden, um zum Beispiel sagen zu können: „Guck mal, NRW macht auch mit.“
Katja: Wie bist du eigentlich auf die Idee von GovShare gekommen?
Philipp: Ich bin eigentlich gar kein Verwaltungsmensch und absoluter Quereinsteiger in diesem Feld. Klima- und Umweltschutz war für mich persönlich aber schon immer ein sehr wichtiges Thema. Meine Erfahrungen im Ausland haben mir dann aufgezeigt, welch wichtige Rolle hier der kommunalen Ebene zukommt. Gestartet bin ich dann mit viel Idealismus, einer großen Vision und ein paar Thesen. Als Fachfremder war ich dann schon sehr früh gezwungen, viel zu zuhören und viele, auch vermeintlich dumme Fragen zu stellen. In diesen ersten, sehr tiefgehenden und offenen Gesprächen wurde sehr schnell klar, dass im kommunalen Klimaschutz das Rad vielerorts immer wieder neu erfunden wird. Das bindet nicht nur wertvolle Finanzen, sondern auch personelle Kapazität.
Die alles entscheidende Frage, die damals aufkam, war: Was wäre möglich, wenn wir hier alle enger zusammenrücken, mehr voneinander lernen und so Synergieeffekte im kommunalen Klimaschutz gemeinsam heben? Unsere Antwort lautete damals, wie heute: Es bräuchte eine Art Zalando für den kommunalen Klimaschutz – Wir helfen Dir, schneller an die besten Umsetzungshilfen, wie Praxisbeispiele und bewährte Leitfäden zu kommen. Mittlerweile machen über 300 Kommunen aus zehn Bundesländern mit. GovShare ist eine vibrierende Community geworden, nur nicht rund um Online-Shopping, sondern rund um die konkrete Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen vor Ort.
Katja: Ein gutes Ziel und ein schönes Bild. Auf diesem Weg, was sind eure nächsten Ziele für 2025 und was brauchst du, um diese zu erreichen?
Philipp: Unser übergeordnetes Ziel ist, dieses Jahr den Break-even-Point zu erreichen. Wir wollen das Jahr mindestens mit gleich großen Einnahmen wie Ausgaben beenden. Idealerweise mit ein bisschen Gewinn natürlich. Dann erreichen wir eine bessere wirtschaftliche Planbarkeit. Das ist neben der Frage nach der Wirkung einer Idee eigentlich der wichtigste unternehmerische Aspekt. Die Wirkung kommt dann nämlich automatisch, wenn das Angebot überzeugt. Aber wenn die Finanzierung nicht da ist, gibt es auch kein Angebot. Für uns ist es dabei sehr wichtig, dass egal wer – also egal, ob Kommunen, Regierung, Fördereinrichtungen – dass wir aufhören, in Silos zu denken und mehr „out of the Box“ zugelassen wird. Es ist wichtig, dass es mehr Orte gibt, wie das SIGU-Forum, wo viele unterschiedliche Ideen zusammenkommen und sichtbar werden und etwas dafür getan wird, dass diese Ideen auch umgesetzt werden.
Katja: Ich danke dir für dieses perfekte Schlusswort und wünsche euch viel Erfolg!
Philipp: Danke.