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Unternehmerisch denken, strukturell fördern | Eleven und wellcome 

Manchmal liegt der nächste Schritt nicht im Neuen, sondern im Blick auf das Bestehende. So auch in der Zusammenarbeit zwischen Eleven und wellcome. Im Mittelpunkt steht die Frage, was eine Organisation braucht, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Es geht um starke Strukturen, gelingende Übergänge und ein stabiles Team – kurz: um die Grundlagen, auf denen Wirkung wachsen kann. 

Eleven fördert entlang der Bildungskette – von früher Kindheit bis zum Übergang ins Berufsleben. Im Zentrum steht dabei nicht das einzelne Projekt, sondern die Frage, wie sich Bildungsbiografien gerechter, durchlässiger und nachhaltiger gestalten lassen können. wellcome entlastet, berät und vernetzt Eltern, damit ihre Kinder gut aufwachsen und legt damit auch die Grundlagen für frühe Bildung. Die Organisation unterstützt junge Familien in den ersten Lebensjahren mit praktischer Hilfe durch Ehrenamtliche und durch fachliche Beratung, um Eltern im Alltag zu entlasten und Orientierung zu geben.  

© Erik Hartung

Bereits mit der Gründung von Eleven wurde ein Förderansatz gewählt, der auf Nähe, Vertrauen und langfristige Entwicklung setzt. Damit werden Voraussetzungen geschaffen, die die strategische Weierentwicklung ermöglicht. Organisationen werden nicht nur finanziell unterstützt, sondern im gemeinsamen Austausch begleitet. Ein zentrales Element dieser Zusammenarbeit ist das regelmäßige Treffen der Geschäftsführenden aller geförderten Organisationen. Es wurde ins Leben gerufen, um einen Raum für ehrlichen Austausch zu schaffen – über Strategien, über das, was gelingt, und vor allem über das, was herausfordert. 

Im Zentrum steht die Überzeugung, dass Probleme kein Ausnahmezustand sind, sondern Teil jeder Organisationsentwicklung. Die Treffen fördern eine Atmosphäre, in der Unsicherheiten offen benannt werden können. So entsteht nicht nur ein starkes Netzwerk unter den Organisationen, sondern auch eine Beziehung zu Eleven, die auf Dialog und Verständnis aufbaut. 

Was in der Wirtschaft normal ist, fehlt oft im sozialen Sektor 

Transformationsprozesse gehören zum unternehmerischen Alltag – und sind gleichzeitig die Phasen, in denen Organisationen am verletzlichsten sind. 
Während in der klassischen Wirtschaft Kapital für solche Übergänge bereitgestellt wird – etwa in Form von Venture Capital für Wachstum –, sind solche Phasen in der philanthropischen Förderung oft unterfinanziert oder werden gar nicht erst als förderwürdig betrachtet. 

Eleven denkt hier anders: Nicht das nächste Projekt, sondern der nächste Entwicklungsschritt der Organisation steht im Fokus. So wurde wellcome in zwei aufeinanderfolgenden Förderperioden durch komplexe Transformationsprozesse begleitet, mit einem Verständnis für Dynamik, Risiko und die Notwendigkeit langfristiger Partnerschaft. 

Erste Förderperiode (2020–2023) 

Im Zentrum der ersten Förderung stand die organisationale Weiterentwicklung von wellcome. 
Die verschiedenen Angebote, die bis dahin nebeneinander existierten, sollten unter einer gemeinsamen strategischen Klammer zusammengeführt werden. Ziel war es, interne Zusammenarbeit zu stärken, digitale und analoge Angebote besser zu verzahnen und eine kohärente Außenwirkung zu schaffen. Die Förderung ermöglichte nicht nur Zeit und Struktur für diese strategische Arbeit, sondern auch die Chance, sie im eigenen Tempo zu durchlaufen. 

Zweite Förderperiode (2023–2025) 

Die zweite Förderphase fiel in eine für wellcome herausfordernde Zeit. 
Nach dem plötzlichen, tragischen Verlust der Co-Geschäftsführung stand die Organisation vor der schwierigen Aufgabe, den begonnenen Nachfolgeprozess neu zu denken. Der Verlust war menschlich wie strukturell ein tiefer Einschnitt. 

In dieser Situation zeigte sich, wie wichtig eine gewachsene Vertrauensbasis ist.  
Eine neue Geschäftsführung sollte aufgebaut werden, mit der nötigen Zeit, Ruhe und finanziellen Sicherheit, um Verantwortung schrittweise übernehmen zu können. 

© Marco Piunti / iStock

„Gerade in Zeiten des Umbruchs haben wir gespürt, wie wertvoll eine Förderung ist, die uns nicht in Projekten, sondern in unserer ganzen Organisation stärkt. Diese Form von Partnerschaft gibt uns Stabilität – und die Freiheit, mutig in die Zukunft zu denken.“ – Rose Volz-Schmidt, Gründerin von wellcome.  

Solche Phasen lassen sich kaum in Kennzahlen messen und doch sind sie zentral für die Zukunftsfähigkeit einer Organisation. Genau hier braucht es Förderpartnerschaften, die mitdenken und mittragen, ohne zu dominieren. Eleven hat in dieser Zeit gezeigt, wie strukturelle Förderung auch in sensiblen Momenten wirksam sein kann und warum genau solche Formen der Zusammenarbeit in diesem Sektor dringend gebraucht werden.  Mit der degressiven Finanzierung einer doppelten Geschäftsführung hat Eleven einen reibungslosen Übergang der Geschäftsführung ermöglicht und damit signifikant zur Stabilisierung der Organisation beigetragen. 

Was wir daraus lernen können 

Strukturelle Förderung stellt besondere Anforderungen: Prozesse sind oft schwer messbar, Erfolge zeigen sich nicht unmittelbar – und gerade in unvorhergesehenen Situationen, braucht es Flexibilität und Haltung statt fertiger Lösungen. Es bedeutet, vorausschauend zu investieren, auch wenn der direkte Nutzen nicht sofort sichtbar ist. Derartige Prozesse sind in Strukturen, die auf konkrete Projektförderungen ausgerichtet sind, heute noch schwer umzusetzen.  

Dieses Beispiel zeigt aber: auch Stiftungen können unternehmerisch handeln, indem sie Organisationen langfristig begleiten und ihre Grundlagen stärken. Für Soziale Innovation ist dies immer noch entscheidend. Viele wirksame Organisationen scheitern nicht an ihren Ideen, sondern an fehlenden Mitteln für ihre Weiterentwicklung. Förderung, die auf Strukturen zielt, kann hier den Unterschied machen. 

„Viele Organisationen scheitern nicht an ihren Ideen, sondern daran, dass sie keine Mittel haben, ihre Strukturen weiterzuentwickeln. Eleven hat verstanden, dass echte soziale Innovation nur dort entsteht, wo man diese Grundlagen stärkt.“  – Ilsabe von Campenhause, Geschäftsfüherin der wellcome gGmbH

© wellcome gGbmH