Neue Finanzierungsmöglichkeiten für Journalismus – der Media Forward Fund
Viele etablierte Medienhäuser befinden sich in einer Transformationskrise: Wichtige Erlösströme brechen ein, während zeitgleich konsequente Investitionen nötig wären, um mit dem rasanten Wandel in der Mediennutzung Schritt zu halten. Häufig passiert das Gegenteil: Der konsequente Rückgang der Erlöse führt zu weiteren Sparmaßnahmen, die den Abbau journalistischer Strukturen insbesondere im ländlichen Raum zur Folge haben.
Der Media Forward Fund fördert deshalb neue Medienangebote oder Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die journalistische Qualitätskriterien erfüllen und einen Fokus auf unterversorgte Regionen oder Zielgruppen haben.
Er tut dies nicht in der frühen Ideenphase, sondern dann, wenn schon eine erste Marktfähigkeit bewiesen und verschiedene Erlösmodelle angelegt sind. In dieser Wachstumsphase soll sich ein erfolgreiches journalistisches Angebot mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell entwickeln, das dadurch Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen wie Impact Investoren oder Banken erhält.

Innovatives Stiftungsbündnis für Journalismus und Demokratie
Der Media Forward Fund wurde von der Schöpflin Stiftung initiiert und in Kooperation mit der Stiftung Mercator Schweiz, der Volkart Stiftung, der Rudolf Augstein Stiftung, der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, der Stiftung für Medienvielfalt, der ERSTE Stiftung, der DATUM-STIFTUNG für Journalismus und Demokratie, Karma Capital und Publix – Haus für Journalismus & Öffentlichkeit ins Leben gerufen.
Governance-Struktur und Entscheidungsprozesse
Der Media Forward Fund hat eine Struktur entwickelt, die es Stiftungen ermöglicht, in den Fund zu investieren und ihre Fördermittel gebündelt bereitzustellen, während gleichzeitig eine klare Trennung zwischen Geldgebenden, Entscheidenden und den geförderten Medienorganisationen gewährleistet wird. So wird das Risiko einer Einflussnahme durch einzelne Akteure minimiert und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gefördert.
Der Fund schließt damit eine entscheidende Lücke in der Finanzierung innovativer Medienprojekte und ermöglicht es Stiftungen, gemeinsam neue journalistische Ansätze und Geschäftsmodelle zu etablieren. Frühere Erfahrungen im Bereich der Medienbildung hätten deutlich gemacht, dass für eine tiefgreifende, systemische Veränderung Ressourcen erforderlich sind, die die Kapazitäten einzelner Stiftungen übersteigen, sagt Tim Göbel, Geschäftsführender Vorstand der Schöpflin Stiftung: „Die Bündelung von Ressourcen ist nicht nur eine pragmatische Lösung für den Medienbereich, sondern kann ein Modell für einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Stiftungsarbeit sein“. Dieser neue Ansatz stelle die Kooperation in den Mittelpunkt, um systemische Veränderungen effektiver voranzutreiben.
Beirat und Expertenjury
Die Governance-Struktur des Media Forward Funds beinhaltet eine Expertenjury sowie einen Beirat, der aus Vertreter:innen der finanzierenden Stiftungen besteht. Die Besetzung der Expertenjury erfolgt in Abstimmung mit dem Beirat. Im Anschluss entscheidet dann dieses unabhängige Expertengremium über die Mittelvergabe. Der Beirat trifft sich ca. alle acht Wochen, um dem operativen Team des Funds als beratendes Gremium zur Seite zu stehen.
Erkenntnisse und Herausforderungen für Stiftungen
Wertvolle Erkenntnisse
Synergie durch Kollaboration Stiftungen können auf zweierlei Weise von den gebündelten Ressourcen profitieren: Zum einen entsteht durch die Zusammenlegung finanzieller Mittel eine erhebliche Hebelwirkung. Zum anderen fördert der intensive Austausch von Wissen die Entwicklung effizienterer Lösungsansätze für die komplexen Herausforderungen im Medienbereich.
Innovative Finanzierungsmodelle Die gezielte Adressierung kritischer Finanzierungslücken, insbesondere in der Wachstumsphase von Medienprojekten, erweist sich als innovativer Weg zur nachhaltigen Förderung des Qualitätsjournalismus. Stiftungen lernen in dem Prozess gleichzeitig dazu, wie sie durch strategische Investments langfristige Veränderungen anstoßen können.
Stärkung der Legitimität Durch die breite Zusammenarbeit verschiedener Akteure gewinnt das Thema Medienfinanzierung an Legitimität und Aufmerksamkeit. Es wird deutlich, dass Stiftungen durch eine geeinte Stimme und konzertiertes Handeln eine wesentlich stärkere Wirkung in der öffentlichen Wahrnehmung erzielen können.

(v.l.) Martin Kotynek, Hans Schöpflin und Tim Göbel
Neue Herausforderungen
Zeitmanagement und Beziehungspflege Der Aufbau und die kontinuierliche Pflege von Beziehungen in einem komplexen Netzwerk erfordern einen zusätzlichen Zeitaufwand, der in Arbeitsabläufe integriert werden muss.
Balanceakt zwischen Eigeninteresse und Gemeinwohl Stiftungen stehen vor der Herausforderung, ihre individuellen Ziele und Prioritäten mit den kollektiven Interessen des Funds in Einklang zu bringen. Dies erfordert Flexibilität und die Bereitschaft zu Kompromissen.
Umgang mit zentralisierter Förderstruktur Die gebündelte Vergabe von Fördermitteln durch den Fund kann die Vielfalt der Finanzierungsoptionen für Medienprojekte einschränken. Stiftungen müssen Wege finden, um trotz dieser Zentralisierung ein diverses Medienportfolio zu fördern.
Fazit: Ein Modell für die Zukunft der Stiftungsarbeit
Der Media Forward Fund zeigt eindrucksvoll, wie Stiftungen durch Zusammenarbeit ihre Wirkung verstärken können. Er demonstriert, dass die Bündelung von Ressourcen und Expertise es ermöglicht, komplexe Herausforderungen im Journalismus effektiv anzugehen und dabei individuelle Risiken zu minimieren.
Die Initiatorin des Funds, die Schöpflin Stiftung, will mit diesem Projekt bewusst eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie lädt aktiv zum Wissensaustausch ein und orientiert sich an internationalen Best Practices, insbesondere durch den Austausch mit amerikanischen Partner:innen.
Dieses Kooperationsmodell könnte als Blaupause für zukünftige Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen der Stiftungsarbeit dienen. Es zeigt, wie Stiftungen gemeinsam innovative Lösungen, die soziale Innovationen nachhaltig stärken, entwickeln und umsetzen können.