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Gesellschaft der Ideen

Projektträger: VDI/VDE, Begleitung: u-institut, Evaluation: technopolis & isiconsult
  • Art der Förderung

    Wettbewerb und Fördermaßnahme
    Wettbewerb/Preisgeld
  • Fördergeber

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Fördergebiet

    Bundesweit
  • Lebensphase der Sozialen Innovation

    Ideenfindung & Pilotierung, Formalisierung und Wachstum
  • Maximale Fördersumme

    In der Konzeptphase wurden aus über 1.000 Einreichungen 30 Ideen ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von jeweils 12.500 Euro sowie begleitenden Coachings und Matchings mit Partner:innen prämiert, um ihre Ideenbeschreibungen weiterzuentwickeln und Konzepte für deren Erprobung auszuarbeiten.

     

    Auf Grundlage der anschließend entwickelten Konzepte (Erprobungsphase) wurden zehn Teams ausgewählt, um ihre Ideen zu erproben und weiterzuentwickeln. Jedes Team erhielt dafür eine Förderung von bis zu 200.000 Euro sowie begleitende Einzel- und Gruppencoachings (zwei zweitägige Gruppen- sowie vier Einzelcoachings).

     

    Vier Finalist:innen-Teams erhalten während der nachfolgenden Praxisphase eine weitere Förderung von bis zu 250.000 Euro sowie professionelle Unterstützung und Coaching (ein zweitägiges Gruppencoaching sowie vier Einzelcoachings), um ihre Idee umzusetzen, zu skalieren und nachhaltige Veränderungen anzustoßen.

  • Förderbedingungen

     

    Während der Ideeneinreichung und Konzeptphase (rund 1 Jahr) wurden ausschließlich Verbundprojekte, also solche, die in der Konzeptphase erfolgreich eine Kooperation eingehen konnten, gefördert. Dabei musste mindestens eine wissenschaftliche Institution als Verbundpartnerin am Projekt beteiligt sein.

     

    Nach einer positiven Begutachtung am Ende der Erprobungsphase war eine Anschlussförderung für bis zu fünf Projekte in der Praxisphase möglich. Ziel war eine nahtlose Förderung bzw. die Ermöglichung der Fortsetzung von besonders vielversprechenden Projekten, um deren Weiterentwicklung und Umsetzung nachhaltig zu sichern.

Förderberechtigte

 

Am Ideenwettbewerb konnten volljährige Bürger:innen, Initiativen, Vereine, Wissenschaftler:innen, Selbstständige, Kommunen, Museen und weitere Akteur:innen teilnehmen. Natürliche Personen wurden während der Ideeneinreichung und der anschließenden Konzeptphase (rund 1 Jahr) dabei unterstützt, eine zuwendungsberechtigte Institution (zum Beispiel Verein, Stiftung, Unternehmen) zu finden, an die das Projekt für die Erprobungsphase angegliedert werden kann. Zudem erhielten alle 30 Teams Hilfe bei der Vernetzung mit wissenschaftlichen Partner:innen.

Wirkungsweise

 

 

  • Der Ideenwettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ war die erste zentrale Fördermaßnahme des BMBF zur Entwicklung und Umsetzung Sozialer Innovationen. Ziel war es, innovative Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen zu identifizieren, weiterzuentwickeln und nachhaltig in die Praxis zu überführen. Das Programm setzte auf einen mehrstufigen Prozess, der nicht nur finanzielle Förderung, sondern auch professionelle Begleitung und praxisnahe Unterstützung bot. Thematische Schwerpunkte legte die Maßnahme auf die drei Bereiche „Virtuell und Real“, „Stadt und Land“ sowie „Jung und Alt“.  Der Ideenwettbewerb, der der Konzeptphase vorgeschaltet war, war bewusst für alle Bürger:innen geöffnet und beinhaltete einen partizipativen Auswahlprozess.

 

  • Nach erfolgreicher Erprobung sollen die besten Lösungen langfristig in die Gesellschaft integriert werden Dies geschieht durch enge Kooperationen mit Partner:innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, um vorhandene Strukturen zu nutzen und Synergien zu schaffen. Ein gezielter Wissenstransfer stellt sicher, dass Erkenntnisse aus der Erprobungsphase aufbereitet und in der Praxisphase angewendet sowie verbreitet werden, sodass sie in unterschiedlichen Kontexten Wirkung entfalten können (s. Geschäftsmodellstrategien von Sozialen innovationen).

 

  • Zusätzlich ermöglicht eine begleitende Evaluation die kontinuierliche Analyse der Fortschritte. Die fortlaufende fachliche Begleitung durch Coaching unterstützt die Beteiligten dabei, Herausforderungen zu bewältigen, Strategien zur nachhaltigen Umsetzung zu entwickeln und das Vorhaben bei Bedarf nachzujustieren.

Welche Projekte/Organisationen wurden bereits gefördert?

 

In der Praxisphase von „Gesellschaft der Ideen“ werden 4 Projekte gefördert:

 

  • Credible Messenger – ein Mentoring-Programm, bei dem jugendliche Intensivstraftäter:innen mit pädagogisch geschulten ehemaligen Strafgefangenen vernetzt werden, um gemeinsam Wege aus der Kriminalität zu erarbeiten. Der Ansatz nutzt eine bisher kaum erschlossene Ressource: die Expertise ehemalig straffälliger Menschen, die nicht nur die Herausforderungen der Jugendlichen verstehen, sondern auch wissen, wie sie diese überwinden können. Drei ehemalige Inhaftierte begleiten jeweils zwei Jugendliche ein Jahr lang in Einzel- und Gruppentreffen mit dem Ziel, ein straffreies Leben zu führen.

 

Die Credible Messenger sind in den Lebenswelten der Jugendlichen aktiv und unterstützen bedarfsorientiert – sei es bei familiären Konflikten, Schuldistanz, beruflichen Perspektiven, Suchtproblemen oder psychischen Belastungen. Durch ihre eigene Vergangenheit bringen sie eine besondere Vertrauensbasis und Erfahrungsnähe mit, die klassische pädagogische Ansätze ergänzt. Die Mentor:innen erhalten eine umfassende Schulung zu relevanten Themen und werden kontinuierlich betreut sowie fachlich begleitet.

 

  • Krebsberatungs-App – eine App zur flexiblen psychosozialen Unterstützung für Krebspatient:innen und deren Angehörige. Sie ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu Beratung und hilft, typische Hindernisse zu überwinden – sei es durch eingeschränkte Mobilität, Zeitmangel oder Vorbehalte gegenüber persönlichen Gesprächen. Besonders können Menschen in ländlichen Regionen, Berufstätige, Alleinerziehende oder mehrfach belastete Personen, die klassische Beratungsangebote schwer wahrnehmen können, profitieren.

 

Die App kann in verschiedene Sprachen übersetzt werden und trägt dazu bei, Versorgungslücken zu schließen sowie Wartezeiten für persönliche Gespräche zu überbrücken. Durch die Anbindung an das Universitätsklinikum Freiburg ist eine große Verbreitung und wissenschaftliche Begleitung gewährleistet. Ziel ist es, die psychosoziale Krebsberatung effektiver zu gestalten und langfristig für eine kontinuierliche und verbesserte Versorgung Betroffener zu sorgen.

 

  • ReliefVR– eine Virtual Reality-Anwendung (VR) zur Behandlung chronischer Schmerzen ohne Medikamente. Die Anwendung kombiniert VR-basierte Körperillusionen, gezielte Bewegungsübungen und Gamification (siehe Frankenschau aktuell), um eine interaktive und effektive Therapie zu ermöglichen. Während VR bereits erfolgreich zur Behandlung akuter Schmerzen eingesetzt wird, zeigen erste Studien, dass es auch bei chronischen Schmerzen eine wirksame Alternative sein kann – insbesondere bei Rückenschmerzen.

 

ReliefVR setzt genau hier an: Schmerz wird dort behandelt, wo er entsteht – im Gehirn. Der Ansatz ist nicht-invasiv, weitestgehend nebenwirkungsfrei und erfordert lediglich eine VR-Brille und Internetanbindung, um mit der Therapie zu beginnen. Langfristig soll ReliefVR als Alternative oder Ergänzung zu medikamentösen Behandlungen etabliert werden und einen festen Platz im multimodalen, interdisziplinären Schmerzmanagement einnehmen.

 

  • ViVerA– ein Angebot virtueller Veranstaltungen, das Freiwilligenarbeit und sozialen Austausch in Altenpflegeeinrichtungen digital und ortsunabhängig ermöglicht. Ziel ist es, deutschlandweit ein vielseitiges Angebot an virtuellen Veranstaltungen zu etablieren, um Bewohner:innen und Mitarbeitende nachhaltig zu bereichern und neue generationsübergreifende Kontakte zu schaffen. Neben der Stärkung des Freizeit- und Betreuungsangebots bietet ViVerA auch direkte Einblicke in die Altenpflege, wodurch Freiwillige für das Tätigkeitsfeld begeistert werden.

 

Eine wissenschaftliche Begleitung untersucht die Auswirkungen digitaler Freiwilligenarbeit auf soziale Teilhabe, Einsamkeit, kognitive Fähigkeiten und Lebenszufriedenheit der Bewohner:innen sowie auf altersbezogene Einstellungen der Freiwilligen. Ein softwaregestütztes Managementtool erleichtert die Organisation durch ein auf Zeit und Interessen basierendes Matching zwischen Einrichtungen und Freiwilligen, Terminkoordination und Einsatzplanung digitaler Freiwilliger sowie das Teilen von Veranstaltungsinhalten und Schulungsmaterialien. Um Betreuungspersonen auf ihre Rolle in virtuellen Angeboten vorzubereiten, wird zudem ein Fortbildungsprogramm mit Modulhandbuch in der Praxisphase weiterentwickelt. ViVerA schafft so eine innovative Schnittstelle zwischen digitalem Ehrenamt und Altenpflege.

Warum gilt das Instrument / Programm als Good Practice?

 

Der Wettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ dient als Praxisbeispiel, da er einen umfassenden und zielgerichteten Förderansatz verfolgt, der Soziale Innovationen von der ersten Idee bis zur praktischen Umsetzung begleitet. Dabei geht das Programm über eine reine finanzielle Förderung hinaus und kombiniert finanzielle Unterstützung mit wissenschaftlicher Fundierung sowie praxisnaher Begleitung in Form von gezielten Coaching- und Matching-Angeboten. Der Wettbewerb ist dazu angelegt, auch Einzelpersonen die Möglichkeit zu bieten, eine sozialinnovative Idee einzubringen und diese mit gezielter Unterstützung in die Praxis umzusetzen.

 

  • Ganzheitlicher Förderansatz: Der Wettbewerb deckt den gesamten Innovationsprozess ab – von der Ideenfindung über die Konzeptentwicklung und Erprobung bis hin zur Umsetzung. Durch diese strukturierte und mehrstufige Förderung werden Soziale Innovationen systematisch entwickelt und auf ihre gesellschaftliche Wirksamkeit geprüft.

 

  • Wissenschaftliche Fundierung und Begleitung: Ein zentraler Bestandteil des Programms ist die wissenschaftliche Begleitung, die sicherstellt, dass die geförderten Projekte nicht nur innovativ, sondern auch wirksam und übertragbar sind. Diese Forschungskomponente ermöglicht es, Erkenntnisse über Soziale Innovationen zu gewinnen und deren langfristige Wirkung zu evaluieren.

 

  • Individuelle Begleitung, Coaching und Matching: Neben finanzieller Förderung profitieren die Teilnehmenden von einem maßgeschneiderten Coaching- und Beratungsangebot. Durch dieses gezielte Mentoring und Matching mit Partner:innen aus relevanten Fachbereichen erhalten die Teams wertvolle Unterstützung zur Weiterentwicklung ihrer Ideen. Diese intensive Begleitung erleichtert insbesondere kleineren Initiativen ihre Innovationsprozesse in Richtung Umsetzung und Skalierung voranzutreiben.

 

  • Förderung interdisziplinärer und sektorübergreifender Zusammenarbeit: Der Wettbewerb setzt auf eine enge Vernetzung zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert den Wissenstransfer, erleichtert die praktische Umsetzung und eröffnet langfristige Kooperationsmöglichkeiten für die teilnehmenden Projekte.

Limitationen des Instruments

 

  • Herausforderungen bei Skalierung und Nachhaltigkeit: Der Wettbewerb bietet eine wertvolle Unterstützung für die Entwicklung und Erprobung Sozialer Innovationen. Gleichzeitig bleibt die langfristige Verstetigung der Projekte eine Herausforderung. Es kann für einige Initiativen schwierig sein, nach der Förderphase eigenständig tragfähig zu werden und sich dauerhaft in bestehende Strukturen zu integrieren. Eine klare unternehmerische Zielsetzung und Strategien zum Transfer in bestehende Strukturen wurden zu Beginn des Programms noch nicht stark betont. Spätestens mit der Auswahl zur Praxisphase rückte dieses Kriterium jedoch in den Fokus: Die Projekte sollten hierzu konkrete Ideen entwickeln. Inzwischen ist dieser Aspekt auch Teil der begleitenden Unterstützung.

 

  • Hohe Anforderungen für Einzelpersonen und kleine Initiativen: Die wissenschaftliche Begleitung und Konzeptentwicklung bieten wichtige Impulse für die Qualität und Wirkung Sozialer Innovationen. Für kleinere Initiativen oder Teams ohne Fördererfahrung kann die Teilnahme an einer strukturierten Fördermaßnahme herausfordernd sein. Der Aufwand im Bereich Forschung und Evaluation wurde jedoch durch die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partner:innen abgefedert, sodass dieser nicht allein von den Projekten getragen werden musste.

 

  • Anpassung an unterschiedliche Zeithorizonte und Finanzierungsbedarfe: Die Projekte haben unterschiedliche Entwicklungsdynamiken, die nicht immer mit festen Förderzeiträumen übereinstimmen. Eine gewisse Flexibilität in der Struktur und Laufzeit der Förderung könnte dazu beitragen, den individuellen Bedürfnissen der Initiativen besser gerecht zu werden.

 

  • Stärkung von Community-Building und Netzwerken: Die Plattform für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen bietet großes Potenzial für Austausch und Zusammenarbeit. Eine stärkere Vernetzung mit weiteren Akteur:innen im Bereich Sozialer Innovation könnte den Wissenstransfer zwischen Projekten intensivieren und auch ausgeschiedene Initiativen weiterhin einbinden. So entstünden Synergien, die den Innovationsprozess nachhaltig stärken.

Weiterführende Informationen

Ansprechpunkt: Projektträger: VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Telefon: +49 (0)30 310078-5476
E-Mail: gesellschaft-der-ideen@vdivde-it.de
Ansprechpunkt: Projektbegleitung: u-institut GmbH & Co.KG
Telefon: +49 (0)30 212 33 66 8-20
E-Mail: presse@gesellschaft-der-ideen.de