Das folgende Praxisbeispiel illustriert den innovativen Förderansatz der Hans Weisser Stiftung in ihrer Unterstützung der Azubi Companion gGmbH und deren Projekt LevelUp!. Statt einer klassischen Projektförderung mit vordefinierten Umsetzungsschritten setzt die Stiftung auf eine vertrauensbasierte Förderung. Dieser Ansatz ermöglicht es, in einem offenen Prozess gemeinsam und flexibel auf Herausforderungen und Chancen zu reagieren
Ein innovatives Praxisbeispiel
Die Förderung geht dabei weit über finanzielle Unterstützung hinaus und umfasst auch Capacity Building sowie die Öffnung des stiftungseigenen Netzwerks. Diese Kombination verschiedener Ressourcen, gepaart mit der Bereitschaft, einen nicht von vornherein festgelegten Prozess zu begleiten, macht dieses Beispiel besonders wertvoll. Es zeigt, wie Soziale Innovationen effektiv unterstützt und kritische Entwicklungsphasen erfolgreich bewältigt werden können.
Die Hans Weisser Stiftung engagiert sich im Bereich Jugendbildung mit einem Fokus auf die Förderung junger, innovativer Gründer:innen und Projekte zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung Jugendlicher beim Übergang von der Schule in den Beruf.
Um welches Projekt geht es?
In diesem Kontext arbeitet die Stiftung mit der Azubi Companion gGmbH zusammen, einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf die Unterstützung benachteiligter Jugendlicher beim Berufseinstieg spezialisiert hat. Das von Azubi Companion entwickelte Projekt LevelUp! bietet eine intensive und individuelle Begleitung für junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen während ihrer Ausbildung. Ziel ist es, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden und so ihre Chancen auf einen erfolgreichen Berufsabschluss zu verbessern. Ursprünglich war LevelUp! in seiner Konzeptions- und Pilotphase Teil des Angebots der JOBLINGE gAG Hanse, bevor es von der Azubi Companion gGmbH weiterentwickelt wurde.
Trust based-funding: Eine Förderung die auf Vertrauen basiert
Vertrauensbasiertes Fördern, auch bekannt als Trust-based Funding, zielt darauf ab, genau das zu finanzieren, was benötigt wird. Während das einleuchtend klingt und in seiner Art nun auch in einer Projektförderung ermöglicht wird, verfolgt diese Philosophie doch einen alternativen Handlungsstrang, der neue Formen der Umsetzung ermöglicht.
In diesem besonderen Fall der Hans Weisser Stiftung bedeutete dies aus Fördergebenden-Perspektive vor allem, sich mit einer offenen Haltung in einen offenen Prozess zu begeben und sich nicht über einzelne Arbeitsschritte, sondern vor allem über das Ziel einig zu sein. Das Projekt LevelUp! wurde mit einer Idee begonnen, ohne dass bereits Strukturen für die konkrete Umsetzung feststanden. Statt sich auf vordefinierte Arbeitsschritte zu konzentrieren, begab sich die Stiftung mit einer offenen Haltung in einen flexiblen Prozess, bei dem das gemeinsame Ziel im Vordergrund stand: das Konzept einer individuellen Ausbildungsbegleitung in die Praxis zu überführen Dies ermöglichte es, situativ dort zu unterstützen, wo es gerade am dringendsten benötigt wurde.
Eine solche Förderbeziehung entwickelt sich nicht über Nacht, sondern basiert auf gegenseitigem Kennenlernen und Vertrauensaufbau. Im Fall von LevelUp! ging der vertrauensbasierten Förderung eine klassische Projektförderung voraus, bei der die beteiligten Personen bereits die Möglichkeit hatten, sich kennenzulernen. Als deutlich wurde, dass die Weiterentwicklung der Projektidee LevelUp! eine flexiblere Form der Unterstützung erforderte, war die Basis für den Übergang zu einer vertrauensbasierten Förderung bereits gelegt.
Im Laufe der Entwicklung zeigte sich die Stärke des Ansatzes: Als Ausbildungsbetriebe ihre Bereitschaft signalisierten, sich an den Kosten des Unterstützungsangebotes von LevelUp! zu beteiligen, stießen die bestehenden Strukturen an ihre Grenzen. Die JOBLINGE gAG Hanse, in deren Rahmen das Projekt ursprünglich angesiedelt war, konnte keine den Anforderungen entsprechenden Rechnungen ausstellen. In dieser Situation reagierte die Hans Weisser Stiftung flexibel, ermöglichte juristische Beratung zur Gründung einer eigenständigen gGmbH und begleitete den Umstrukturierungsprozess eng mit strategischer Unterstützung.
Dieser Schritt zur Neugründung war zu Beginn des Projekts nicht absehbar und eröffnete auch für die Stiftung eine neue, zwar risikoreiche, aber innovative Ebene der Förderung. Es zeigte sich, wie aus einer philanthropischen Förderung ein erfolgreiches Geschäftsmodell entstehen kann. Trotz der Unsicherheiten, die mit diesem Prozess einhergingen – sowohl für die Gründerin, die feste Strukturen verließ, als auch für die Stiftung, die sich während der Umsetzung auf ein neues Projekt mit neuen Organisationsstrukturen einließ – erwies sich der enge Austausch und das Fundament der vertrauensvollen Förderbeziehung als entscheidend für den Erfolg.
Dieses Beispiel verdeutlicht nicht nur den Bedarf an alternativen Förderangeboten für verschiedene Phasen einer Sozialen Innovation, sondern auch den Wert einer klassischen Projektförderung als Ausgangspunkt. Sie ermöglicht es Organisationen, ihre Arbeit zu vertiefen, schafft eine Basis für gegenseitiges Kennenlernen und kann den Weg für eine langfristige, vertrauensbasierte Förderbeziehung ebnen.
Fazit
Die Erfahrung der Hans Weisser Stiftung mit LevelUp! verdeutlicht, wie flexible und bedarfsorientierte Förderung ein wirksames Instrument zur Unterstützung Sozialer Innovationen sein kann. Dieser Ansatz ermöglicht es Organisationen agiler zu handeln und auf Chancen zu reagieren.
Es zeigt sich auch, dass eine vertrauensbasierte und situative Förderung sich nicht anhand eines konkreten Leitfadens umsetzen lässt. Es bedeutet viel mehr Vertrauen zu schenken und dennoch Verantwortung für den Prozess mitzutragen und im engen Austausch Entscheidung für eine Weiterentwicklung des Projekts zu unterstützen.